KI CERN Aachen

📹 Ein CERN für KI – warum nicht in Aachen?

Published On: 04/03/2024

Hat Aachen das Zeug zu einer europäischen Hochburg für Künstliche Intelligenz? Antworten aus dem digitalHUB, von RWTH-Professor Holger Hoos und natürlich von ChatGPT.

Von Alexander Plitsch

Von der Kohle zur KI: Im Februar ist bekannt geworden, dass Microsoft über drei Milliarden Euro im Rheinischen Revier investieren will. Dort sollen drei riesige Rechenzentren für Cloud Computing und Künstliche Intelligenz entstehen.

Für den anstehenden Strukturwandel und den Standort NRW ist das eine sehr gute Nachricht. Es gibt aber auch eine andere Perspektive auf die Neuigkeiten: „Unsere technische Abhängigkeit von Großkonzernen wird dadurch noch größer, als sie ohnehin schon ist“, sagt Professor Holger Hoos, Vorstandsvorsitzender des KI-Centers der RWTH Aachen. Seine Forderung: Deutschland und Europa müssen dringend in eine Alternative investieren.

Hoos hat auch schon genaue Vorstellungen, wie eine solche Alternative aussehen könnte: Er denkt an ein europäisches Forschungszentrum, das für KI das ist, was das CERN in der Schweiz für die Teilchenphysik ist. „So etwas brauchen wir für die KI, um eine kritische Masse von Expertinnen und Experten zusammenzubringen, die sich dann gemeinsam in einer herausragenden Arbeitsumgebung auf gesellschaftlich und wirtschaftlich wichtige Anwendungen konzentrieren kann.“

Ein KI-CERN in der Kaiserstadt?

Europäische Spitzenforschung in einer der wichtigsten Zukunftstechnologien? Da würde Aachen vermutlich seinen Hut als möglicher Standort in den Ring werfen, ohne mit der Wimper zu zucken. Wie wohl die Chancen stünden, ein neues KI-CERN in die Kaiserstadt zu holen?

Erste Adresse, um diese Frage zu klären, ist bei diesem Thema natürlich ChatGPT. Konfrontiert mit der Aufgabe, nennt die KI fünf Standortfaktoren: Zugang zu Talenten, ein passendes Forschungsumfeld, gute Infrastruktur, Fördermittel und Unterstützung sowie Lebensqualität. Und dann folgen fünf Vorschläge: Paris, München, London, Stockholm und Zürich. Schade, Aachen.

Andererseits braucht Lobbyarbeit eben seine Zeit. Ein zweiter Versuch: Wenn wir die Standortsuche auf Deutschland beschränken – da wird es doch sicher Alternativen zu München geben? Keine Frage, sagt ChatGPT, solche Alternativen gibt es – da wären zu nennen: Berlin, Karlsruhe, Hamburg, Stuttgart und Darmstadt. Wieder nichts, Aachen.

Erlösung bringt erst der dritte Anlauf: Im nächsten Fünfer-Pack möglicher Standorte nennt ChatGPT endlich auch Aachen. Geschafft!

Euregio geht in Sachen Vernetzung voran

Auch Holger Hoos von der RWTH spricht im Interview auf der Hochschul-Website davon, dass der KI-Standort Aachen „zurzeit noch ein ganz gut gehütetes Geheimnis“ sei. So gibt es sechs vom Bund geförderte KI-Kompetenzzentren, zu denen Aachen nicht gehört. Und doch sieht Hoos in der Region „eine kritische Masse an KI-Kompetenz, die wirklich fantastisch ist, die man aber auch noch sehr viel sichtbarer machen und durch Vernetzung im In- und Ausland noch weiter stärken kann”.

Einen großen Schritt in Sachen Vernetzung konnte die RWTH im vergangenen Jahr bereits vermelden: eine Kooperationsvereinbarung im Bereich KI mit der Technischen Universität Eindhoven in den Niederlanden und der KU Leuven in Belgien.

Gespräch mit Holger Hoos, Direktor am KI-Center der RWTH (Quelle: RWTH Aachen/YouTube)

 

Aber nicht nur Forschung und Wissenschaft sind in Aachen rund um Künstliche Intelligenz aktiv – auch viele Unternehmen beschäftigen sich mit den Möglichkeiten, Trends und konkreten Anwendungsfeldern. In einer eigenen „Fokusgruppe KI“ des digitalHUB Aachen vernetzen sich Startups und Mittelstand. Zudem können sich Mitglieder des digitalHUB in einer „KI-Sprechstunde“ beraten und Kontakte vermitteln lassen.

Was passiert eigentlich mit unseren Daten, die wir mit ChatGPT und Co. teilen? Für alle, die neugierig und skeptisch zugleich sind, gibt es eine passende Veranstaltung am 14. März: Beim „Aachen Data & AI Meetup” wird in zwei Vorträgen gezeigt, wie eine Open Source KI datenschutzkonform und auf eigenen Servern eingesetzt werden kann (mehr Infos & Anmeldung).

Nicht nur in puncto Datenschutz, sondern insbesondere auch bei ethischen Aspekten gibt es noch viele Fragezeichen rund um den Einsatz künstlicher Intelligenz. Genau darin sieht Holger Hoos ein weiteres Argument, weshalb die Entwicklung nicht in der Hand weniger Konzerne oder weniger Staaten liegen dürfe: „Wir brauchen KI, aber wir brauchen die richtige Art von KI und wir müssen sie verantwortungsvoll einsetzen.“

 

Bildnachweis: Das Titelbild wurde mit ChatGPT generiert. So stellt sich die KI das europäische KI-Forschungszentrum in Aachen vor. Dass viele Aachener von mehr Wasser träumen, hat die KI anscheinend direkt mitgedacht.