Büchel: Ort im Wandel, Fenster in die Zukunft
Im Gespräch mit Aachen, was geht?! geben Christoph Vogt und Antje Eickhoff von der Städtischen Entwicklungsgesellschaft Aachen (SEGA) Einblicke in die Neugestaltung des Areals am Büchel, ihre Vision für eine lebenswerte Innenstadt und Möglichkeiten der Bürger*innenbeteiligung.
Die SEGA ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Stadt Aachen und steuert die gesamte städtebauliche Entwicklung rund um das ehemalige Parkhausareal am Büchel – von der ersten Idee bis zur Umsetzung. Ziel ist es, ein Stück versiegelte Innenstadt aufzubrechen und durch eine öffentliche Freifläche mit hoher Aufenthaltsqualität und neuer Bebauung an den Rändern zu ersetzen. Es soll ein Ort entstehen, der urbanes Leben, Architektur und Natur zusammenführt. „Wir schaffen eine neue Fläche für die Stadt – offen, belebt und mit Raum für Neues“, sagen Antje Eickhoff und Christoph Vogt.
Partizipation als Grundprinzip
Die SEGA setzt dabei konsequent auf Beteiligung: In der frühen Phase wurden Grundsatzfragen öffentlich diskutiert – was soll der Büchel leisten, wie soll er sich anfühlen? Wie soll die städtebauliche Form der Grünfläche aussehen? Diese Diskussionen führten zu konkreten Anpassungen im Planungsprozess. Besonders prägend war dabei die Zwischennutzung der Fläche, die sich als echtes Stadtlabor erwiesen hat: Was dort funktioniert hat – vom CSD bis hin zu kulturellen Aktionen – floss direkt in die Ausschreibung des städtebaulichen Wettbewerbs ein, berichten Eickhoff und Vogt.

Das Zwischenfest als Kommunikations- und Infoplattform
Das Zwischenfest, das jährlich im Rahmen des Tages der Städtebauförderung stattfindet, ist für die SEGA mehr als nur ein Event. Es ist eine Gelegenheit, das bisher Erreichte erlebbar und das Kommende erklärbar zu machen. Dabei soll die Fläche auch weiterhin von lokalen Initiativen und Gruppen mitgestaltet werden. Solche Formate seien aufwändig, bestätigt die SEGA, aber es mache auch viel Freude, die positiven Rückmeldungen direkt vor Ort zu erleben.
Zwischen Wehmut und Vorfreude
Der Herbst 2025 wird die letzte Phase der Zwischennutzung markieren. Dann beginnt der Umbau. Das weckt bei den Planer*innen der SEGA gemischte Gefühle: Einerseits Wehmut über das Ende einer experimentellen, offenen Zeit – andererseits große Zuversicht, dass das neue Konzept funktionieren und das Quartier langfristig bereichern wird.
Vision für die nächsten fünf Jahre
In fünf Jahren wünscht sich die SEGA einen lebendigen, durchgrünten Stadtraum vom Büchel über die Mefferdatisstraße bis zur Antoniusstraße. Fußgängerzonen, neue Gebäude, viel Grün und ein geöffnetes „Haus der Neugier“ sollen dann Realität sein. Auch der Pop-up-Lernraum „Learn for Life”, den Aachen, was geht?! derzeit für den Sommer plant, ist aus SEGA-Sicht ein wichtiger Baustein auf diesem Weg – ein Vorgriff auf das, was später dauerhaft am Ort entstehen soll.
Lebenswerte Stadt braucht Mut – und Verantwortung
Auf dem Weg zu einer klimafreundlichen, lebenswerten Stadt sehen Antje Eickhoff und Christoph Vogt die größten Herausforderungen in den zahlreichen Abstimmungen zwischen Verwaltung, Ver- und Entsorgungsträgern über Thermalwasserbrunnen, Denkmalschutz und den vielen zuständigen Akteur*innen. Eine lebenswerte Stadt entstehe vor allem durch ihre Nutzer*innen – und brauche Mitgestaltung und Verantwortungsbewusstsein von allen. Dazu zähle auch, mutige Entscheidungen zu treffen: etwa eine städtebauliche Neuordnung der Antoniusstraße und ein von einem sozialen Träger betriebenes Bordell in der Antoniusstraße – ein Vorschlag, über den diskutiert werden sollte.
Das Gespräch führten Christiane Gies & Tim Theile
Fotos: SEGA /Andres Steindl