Aachen in Zahlen: 119 Unterschriften für den Klimastadtvertrag
119 Unterschriften für den Klimastadtvertrag in Aachen: ein kleiner Meilenstein auf dem Weg zur Klimaneutralität. Ein Gutachten aus dem vergangenen Jahr hat gezeigt, in welchen Bereichen Maßnahmen nötig sind.
Von Alexander Plitsch
119 Unterschriften aus der Stadtgesellschaft Aachens stehen unter so genannten Commitments und Unterstützungsschreiben zum Klimastadtvertrag. Ein regelrechter Endspurt hat für dieses Ergebnis gesorgt – noch zehn Tage vor dem Stichtag am 31. Januar waren es 75.
Unter den Unterschreibenden sind viele Unternehmen, die großen Aachener Hochschulen, aber auch Einzelhändler, Vereine und Schulen. Diese Breite repräsentiert auch das Ziel des Klimastadtvertrags: eine Breite gesellschaftliche Basis zur Umsetzung von Maßnahmen auf dem Weg zur Klimaneutralität Aachens bis 2030.
Dieses ambitionierte Ziel hat sich die Stadt Aachen bereits 2020 per Beschluss des Stadtrats gegeben. Inzwischen gehört Aachen außerdem zu den ausgewählten europäischen Städten im EU-Programm „100 Climate-Neutral and Smart Cities“. Im Rahmen dieses Programms entsteht mit dem Klimastadtvertrag ein zentrales Dokument, um die Anstrengungen unterschiedlicher Akteure der Stadtgesellschaft abzubilden.
Im nächsten Schritt wartet viel Arbeit auf die Verantwortlichen in der Verwaltung: Es gilt, die verschiedenen Beiträge aus den Commitments in den Klimastadtvertrag einzuarbeiten. Mitte März soll der Vertrag bei der EU-Kommission eingereicht werden. Weitere Commitments sind deshalb vorerst nicht möglich – allerdings können weiterhin Unterstützungsschreiben abgegeben werden, um Teil der ersten Version des Klimastadtvertrages zu werden.
2023 war das wärmste Jahr seit der Temperaturaufzeichnung
Klimaneutral bis 2030 – ist das überhaupt noch ein realistisches Ziel? Einschätzungen von Experten wurden zuletzt immer pessimistischer, was die Zielsetzung angeht. 2023 war zudem das erste Jahr, in dem das im Pariser Abkommen festgelegte 1,5-Grad-Ziel überschritten wurde. Sprich: Die globale Durchschnittstemperatur lag zwölf Monate lang über 1,5 Grad Celsius vergleichen mit dem vorindustriellen Zeitalter.
Umso wichtiger sind Vorreiterprojekte wie das der „100 Climate-Neutral and Smart Cities“. Denn ansonsten sind die Ziele weniger ambitioniert: die Bundesregierung will, dass Deutschland bis 2025 klimaneutral ist – die EU hat 2050 als Zielmarke ausgegeben.
Doch wie genau lässt sich eigentlich sagen, ob eine Stadt klimaneutral ist? Gar nicht so einfach, denn dazu müssen wirklich alle Bereiche des städtischen Lebens betrachtet werden – Privathaushalte, Straßenverkehr, Wirtschaft, usw. Und auf viele Aspekte haben Kommunalpolitik und Stadtverwaltung gar keinen Einfluss – man ist abhängig von Maßnahmen der Landes- und Bundespolitik sowie vom Mitwirken der Menschen und Unternehmen.
„Gesamtgesellschaftliche Kraftanstrengung“
Neben dem neuen Klimastadtvertrag beruht der Handlungsplan der Stadt Aachen auf dem Weg zur Klimaneutralität auf dem so genannten “Integrierten Klimaschutzkonzept (IKSK)“. Dieses gibt es seit 2020 – aktualisiert um ein Gutachten aus dem vergangenen Jahr, auf dessen Basis die Verwaltung derzeit weitere Maßnahmen entwickelt.
Das Gutachten spricht von einer „gesamtgesellschaftlichen Kraftanstrengung“ und zeigt „vier Kräfte“ auf, die Teil des Weges hin zur Klimaneutralität sein können: „Besser machen“ (Effizienz), „Weniger nutzen“ (Suffizienz), „Anders nutzen“ (Konsistenz / erneuerbare Energien) sowie „Ausgleichen“ (Kompensation).
Nach Beratungen durch mehrere Ausschüsse ist zu erwarten, dass der Stadtrat in einer seiner nächsten Sitzungen die Verwaltung damit beauftragen wird, auf der Basis des Gutachtens einen konkreten Maßnahmen- und Personalplan zu entwickeln und damit eine Grundlage für künftige Haushaltsberatungen zu schaffen. Zugleich hofft man auf weitere Fördergelder und Unterstützung von Land, Bund und EU, um der Pionierrolle als eine von 100 ausgewählten europäischen Städten gerecht werden zu können.