Drei Fragen an: Martina Schwartz, Kita-Elternvertreterin
Mit bunten Steinen hat die Initiative „Eltern am Limit“ im Mai auf den Betreuungsnotstand in den Aachener Kitas aufmerksam gemacht. Aber wie ist die Lage aktuell? Wir haben mit Martina Schwartz gesprochen, die die Aktion „Steiniger Bildungsweg“ geplant und vor dem Aachener Rathaus durchgeführt hat.
Inzwiwschen engagiert sich die zweifache Mutter zusätzlich im Jugendamtselternbeirat Aachen (JAEB), der Kita-Elternvertretung aller Träger in Aachen. Auch hier setzt sie sich für eine bessere Betreuung ein: „Kitas dürfen keine reinen Aufbewahrungsorte sein.“
yonu: Wie ist die aktuelle Lage aus Elternsicht? War es nach der katastrophalen Phase im vergangenen Jahr wenigstens eine Zeit lang deutlich besser?
Martina Schwartz: Im vergangenen Jahr waren die Betreuungszeiten in unserer Kita dauerhaft, von März bis August, zwei Tage pro Woche eingeschränkt. Das hat mir vor Augen geführt, dass da etwas komplett schiefläuft. Eine Erzieherin sagte zu mir: „Wir können die Kinder zurzeit nur noch aufbewahren und aufpassen, dass sie sich nicht die Knochen brechen.“ Da haben bei mir die Alarmglocken geschrillt – die Situation ist verheerend. In unserer Kita haben wir zwar nach den Sommerferien neue Mitarbeitende bekommen, wodurch meine persönliche Lage derzeit relativ entspannt ist, wenn aber ein oder zwei Mitarbeitende krank werden, fällt die Kita immer noch aus.
Ich sehe nach wie vor große Probleme, zumal ich im nächsten Jahr wieder berufstätig sein werde. Es kann passieren, dass wir am Montagmorgen eine E-Mail erhalten mit den Worten: „Bitte holen Sie die Kinder heute um 13 Uhr ab.“ Und das ist nur die Elternseite. Für die Kinder ist es noch schlimmer: Wenn es zur Schließung oder zu eingeschränkten Betreuungszeiten kommt, das ist die Stufe 4 im Notfallkonzept der Stadt Aachen, sind ja bereits im Vorfeld schon alle möglichen Aktivitäten gestrichen worden.
yonu: Organisieren sich die Eltern in Aachen weiter? Oder passiert da gerade wenig?
Schwartz: Es wird jetzt eine Weihnachtsaktion der Intiative „Eltern am Limit“ geben: Ein Weihnachtsbaum wird am 13. Dezember, um 11.30 Uhr, ins Rathaus gestellt, an dem die Wünsche der Eltern in Bezug auf den Kita-Notstand hängen. Die Oberbürgermeisterin wird den Baum persönlich in Empfang nehmen und mit uns sprechen.
yonu: Was sind konkrete Forderungen an die Träger, die Verwaltung und die Politik hier in Aachen? Oder richten sich die Forderungen eher an Land und Bund?
Schwartz: Teilweise ist es schwierig, zwischen Kommunal- und Landespolitik zu differenzieren. Generell wünschen wir uns eine beständigere Betreuung, nicht nur, um arbeiten gehen zu können, sondern natürlich auch, damit die Kinder feste Bezugspersonen haben. Kitas dürfen keine Aufbewahrungsorte sein, wir müssen auch die Qualität wieder in die Kitas bringen und in frühkindliche Bildung investieren. Notwendig sind dafür bessere Arbeitsbedingungen für die Erzieherinnen und Erzieher, damit Menschen auch in Zukunft diesen Beruf ergreifen.
Das Gespräch führte Anja Nolte.