Aachen Busfahrer gesucht

Dringend gesucht: Busfahrer

Published On: 02/01/2024

Ein gut ausgebauter und zuverlässiger ÖPNV gehört zu den Säulen jedes Konzepts für die Mobilität der Zukunft. Doch die Herausforderungen beginnen schon bei den Grundlagen: Die Aseag findet nicht genug Interessierte für den Beruf des Busfahrers.

Von Conny Stenzel-Zenner

„Wir möchten uns bei allen Fahrgästen, die wir in den vergangenen Monaten im Regen stehen lassen mussten, ehrlich entschuldigen. Wir versprechen, weiter mit Hochdruck daran zu arbeiten, dass möglichst viele Fahrten stattfinden.“ Paul Heesel, Pressesprecher der Aseag, kennt längst die Vorwürfe der Fahrgäste: Busse kommen nicht, Busse kommen viel zu spät, die App funktioniert nicht, Busse sind überfüllt, Busfahrer sind unfreundlich. Warum also stellt die Aseag nicht mehr Busfahrer ein?

„Die Aseag beschäftigt zurzeit rund 480 Fahrerinnen und Fahrer“, kennt Paul Heesel Zahlen und schiebt hinterher: „Wir würden sofort 20 bis 30 neue Kolleginnen und Kollegen einstellen, wenn wir sie finden würden.“ Trotz umfangreicher Marketingmaßnahmen und der engen Zusammenarbeit mit der Bundesagentur für Arbeit und dem Jobcenter ist geeignetes Personal kaum zu finden.

Dabei lässt sich die Aseag einiges einfallen. So veranstaltet sie jährlich zwei Infotage auf dem zentralen Betriebshof in der Neuköllner Straße in Aachen, um Interessierten die Möglichkeit zu geben, die Aseag und den Beruf „Busfahrer“ näher kennenzulernen. An diesen Tagen gibt es Betriebsführungen, Beratungsgespräche und die Möglichkeit, mit den Fahrlehrern der Aseag einen Bus über den Betriebshof zu fahren.

Führerschein: große finanzielle Hürde

Weil der Busführerschein sehr teuer ist – im Internet ist von bis zu 10.000 Euro zu lesen –, findet die Aseag keine Busfahrer? „Für Interessierte ohne Busführerschein suchen wir nach Möglichkeiten, diesen zu finanzieren – auch in Zusammenarbeit mit der Arbeitsagentur und dem Jobcenter“, erzählt der Pressesprecher, denn der Führerschein sei oft eine große finanzielle Hürde.

Wer als Busfahrerin oder Busfahrer bei der ASEAG anfangen möchte, muss mindestens einen PKW-Führerschein mitbringen. „In der Regel finden sich Finanzierungsmöglichkeiten für den Busführerschein“, beteuert der Pressesprecher. Die Führerscheinausbildung erfolgt in einer privaten Fahrschule. Anschließend lernen die Neuen die 114 Linien, die insgesamt 1958 Kilometer langen Strecken und die verschiedenen Tarife kennen sowie alles, was man als Busfahrer bei der Aseag wissen muss. Dieser Teil der Ausbildung dauert etwa drei Monate. „Anschließend starten sie in den Liniendienst, zunächst mit einer erfahrenen Lehrfahrerin oder einem erfahrenen Lehrfahrer an der Seite“, sagt Paul Heesel.

Viele Bemühungen im Recruiting

Um Personal zu finden, geht die Aseag ungewöhnliche Wege. „Seit einigen Jahren rekrutieren wir Fahrerinnen und Fahrer in Spanien“, sagt Paul Heesel. „Die Erfahrungen sind durchwachsen, weil ein größerer Teil irgendwann in die Heimat zurückkehrt.“

Außerdem wird ein intensives Personalmarketing über Anzeigen, Plakate, Radiowerbung sowie Werbung in und auf Bussen gemacht. Auch bei Jobmessen und Infoveranstaltungen für Job-Suchende ist die Aseag dabei. Außerdem bietet die Aseag Teilzeit an und es wird versucht, Rentner auf Minijob-Basis weiter zu beschäftigen.

„Wir drehen auch an ganz anderen Stellschrauben und versuchen gemeinsam mit den Kommunen in der StädteRegion, die Infrastruktur für den ÖPNV zu verbessern“, berichtet Paul Heesel. Mehr Busspuren sollen einen reibungslosen Verkehr der Linien gewährleisten, genauso wie Busschleusen und mehr Vorrangschaltungen an Ampeln. So könnte die Durchschnittsgeschwindigkeit der Busse erhöht werden, sodass im gleichen Zeitraum mehr Fahrgäste befördern werden könnten und weniger Personal gebraucht würde.

Bei einem weiteren Ausbildungsberuf der Aseag gibt es den Führerschein gratis: bei der „Fachkraft im Fahrbetrieb (FiF)“.  „Während der Ausbildung machen die Azubis den Führerschein in unserer Fahrschule und lernen das ganze Verkehrsunternehmen kennen, indem sie verschiedene Abteilungen durchlaufen“, erklärt Paul Heesel. Da geht es in die Werkstatt, in die Leitstelle, in die Verkehrslenkung, ins Kundenzentrum und in die Fahrschule.

Dieses Werbe-Video der Aseag gibt Einblicke in die Ausbildung zur Fachkraft im Fahrbetrieb (FiF)

 

Informationen sollen genauer werden

Und was ist mit dem Vorwurf, dass die App nicht funktioniert? „Wir haben großes Verständnis dafür, dass Fahrgäste sauer sind, wenn der Bus nicht kommt. Wir sind dann im Grunde auch auf uns selbst sauer. Schließlich möchten wir ein möglichst zuverlässiges Angebot bieten, damit unsere Fahrgäste zufrieden sind. Auch die Information über Fahrtausfälle sollte möglichst genau sein. Das Geschehen im Busnetz der Aseag ist aber eine sehr dynamische Angelegenheit, die sich leider nicht immer ganz genau in Apps abbilden lässt.“

Im Hintergrund gibt es eine komplexe Infrastruktur mit unterschiedlichen Schnittstellen. Auf der Reise der Daten von Server zu Server gehen manchmal Infos verloren. Auch bei der Übertragung von GPS- und sonstigen Daten der Busse, kann es schon mal zu Problemen kommen. Die Aseag eigenen ITler arbeiten mit Hochdruck daran, dass die Information über Verspätungen und Fahrtausfälle genauer wird, versichert Paul Heesel.

Welche Fahrten ausfallen müssen, klärt der Bereich Fahrdienstmanagement. Dabei wird darauf geachtet, dass Fahrten am frühen Morgen und am späten Abend nach Möglichkeit stattfinden. Auch Fahrten im Schülerverkehr sollen möglichst nicht ausfallen. Außerdem versucht die Aseag zu vermeiden, dass auf einer Linie mehrfach hintereinander Fahrten ausfallen oder an mehreren Tagen hintereinander immer die gleichen Fahrten ausfallen. Die Disposition von Fahrzeugen und Fahrern ist eben ein komplexes Geschäft, so dass Rahmenbedingungen nicht immer eingehalten werden können.

Foto: Aseag