Zehn Empfehlungen für ein familienfreundliches Aachen

Published On: 05/12/2024

Im Bürgerforum hat der zweite Aachener Bürger*innenrat seine Empfehlungen rund um die Familienfreundlichkeit Aachens vorgestellt. Am 5. Februar diskutiert der Stadtrat über das Bürgergutachten.

Von Alexander Plitsch

Im Vergleich zum ersten Durchlauf zur Einkaufsstadt Aachen ist das Gutachten diesmal deutlich fokussierter ausgefallen: Auf genau zehn Empfehlungen hat sich das Gremium aus zufällig ausgewählten Aachener*innen geeinigt.

Die Lokalpolitiker*innen im Bürgerforum haben die Empfehlungen sehr positiv aufgenommen. Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen zeigte sich begeistert: „Die Empfehlungen des Bürger*innenrats sind ein starkes Zeichen dafür, wie wichtig es ist, Familien in den Mittelpunkt zu stellen und sie zu unterstützen.”

In seiner Sitzung am 5. Februar diskutiert und entscheidet der Stadtrat über die Vorschläge. Im kommenden Jahr soll es dann einen weiteren Bürger*innenrat zu einem neuen Thema geben.

Die Empfehlungen des Gremiums im Überblick:

1. Betreuungsbörse

Die Empfehlung zielt darauf ab, Familien mit Kindern durch eine zentrale „Betreuungsbörse“ zu entlasten und gezielt zu fördern, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erleichtern und ein unterstützendes soziales Umfeld zu schaffen. Die Betreuungsbörse bietet flexible Betreuung und Beratung an und arbeitet eng mit lokalen Verbänden und Vereinen zusammen, um ein breites Netzwerk zur Unterstützung von Familien – in herausfordernden Lebenssituationen – aufzubauen.

2. Projekt „Sozial Aktiv”

Die Empfehlung des Projektes fördert das soziale Miteinander und Werte wie Toleranz und Respekt, indem es Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit gibt, neue Interessen zu entwickeln und soziale Kompetenzen zu stärken. Durch eine Projektwoche an Schulen und ein vielfältiges Angebot an Aktivitäten mit Kooperationspartnern sollen die Teilnehmer*innen Einblicke in verschiedene Interessengebiete gewinnen und ein stabiles soziales Netzwerk aufbauen, um langfristig zur sozialen Integration und Gewaltprävention beizutragen.

3. Online-Beratung für Bürokratienavigation

Das Ziel dieser Empfehlung ist es, Familien einen digitalen Helfer zu bieten, der ihnen die Inanspruchnahme von Unterstützung und Leistungen erleichtert – vom Aufzeigen der Ansprüche bis hin zur Antragsstellung. Dafür soll ein zentrales, mehrsprachiges Onlineangebot geschaffen werden, das auch eine digitale Terminvergabe sowie Dolmetscher*innenservice umfasst. Der Bedarf an einer solchen zentralen Beratungsstelle ist groß, da viele Familien – insbesondere mit Behinderung oder Sprachbarrieren – Schwierigkeiten haben, die bestehenden Unterstützungsangebote zu finden und in Anspruch zu nehmen.

4. Vereinfach und Ausbau von Online-Anträgen

Das Ziel dieser Empfehlung ist, den Antragsprozess für Bürger*innen durch mehr Online-Antragsoptionen zu vereinfachen und barriereärmer zu gestalten. Für einen vereinfachten Antragsprozess empfiehlt der Bürger*innenrat die Einführung eines digitalen Bürgerkontos, in dem zentral Daten und Dokumente hinterlegt werden können. Für Verfahren, auf die die Stadt keinen Einfluss hat, wird geraten, ein eigenes (digitales) Angebot zu entwickeln, das Bürger*innen bei der Antragstellung unterstützt – ähnlich einer Steuersoftware, die Formulare automatisch ausfüllt. Dieses Angebot sollte mehrsprachig und kostenfrei sein.

5. Themenspielplatz in der Innenstadt

Die Empfehlung sieht die Einrichtung eines Themenspielplatzes in der Innenstadt vor, um Familien anzusprechen und ihnen eine kinderfreundliche Möglichkeit zu bieten,
Stadtbesuche mit Spiel und Spaß zu verbinden. Mit vielfältigen Spiel- und Sportangeboten für verschiedene Altersgruppen und saisonalen Highlights wie Wasserspielen im Sommer und einer Eisbahn im Winter schafft der Spielplatz einen einladenden Treffpunkt für Familien.

Dies belebt die Innenstadt nachhaltig, fördert soziale Begegnungen und die Integration von Familien unterschiedlicher Herkunft und Generationen. Die Angebote können unkompliziert über ein Reallabor oder Spielebusse ausprobiert werden.

6. Zentrales Jugendkulturzentrum

Die Empfehlung schlägt die Einrichtung eines zentralen Jugendkulturzentrums vor, das es in dieser Form noch nicht gibt und welches Jugendlichen aller Geschlechter als sicherer und konsumzwangfreier Treffpunkt dient. Es soll durch eine gemütliche Einrichtung eine einladende Atmosphäre schaffen und ein flexibles Programm ermöglichen, das Jugendliche selbst mitgestalten können. Ziel ist es, den sozialen Zusammenhalt zu fördern, positive Entfaltung zu ermöglichen und die Lebensqualität in der Stadt für Familien mit Jugendlichen zu steigern.

7. Interaktive Website

Ziel unserer Empfehlung ist es, durch eine interaktive und übersichtliche Website die Angebotsfindung für alle Bürger*innen, insbesondere aber für Familien zu erleichtern. Gerade in einer zunehmend mobilen und digital orientierten Welt erwarten viele Nutzer*innen, dass Webseiten nicht nur übersichtlich und leicht navigierbar sind, sondern auch auf mobilen Endgeräten optimal angezeigt werden.

8. Persönliche*r Ansprechpartner*in mit Hausbesuchen

Unser Ziel ist es, Familien mit Kindern persönliche Ansprechpartner*innen mit Hausbesuchen zur Verfügung zu stellen. Diese nehmen eine Art Lotsenfunktion ein, indem sie Informationen gezielt, verständlich und individuell an die jeweiligen Familien weitergeben. Die persönlichen Ansprechpartner*innen begleiten die Familien langfristig, über verschiedene Lebensphasen hinweg, beispielsweise beim Schuleintritt oder bei anderen Übergängen im Leben.

9. Entsiegelungs- und Begrünungsinitiative

Durch die Entsiegelung und die gezielte gemeinschaftliche Bepflanzung von ausgewiesenen Flächen zum Beispiel in Parks, auf Schulhöfen, in Kindergärten sowie auf wohnungsnahen (Rest-)flächen durch Familien soll ein attraktives, gesundes und lebendiges Wohnumfeld insbesondere in benachteiligten Wohngebieten gefördert werden.

Schon die kleinsten Familienmitglieder erfahren durch die Möglichkeit, ihr Wohnumfeld zu begrünen und so sichtbar und nachhaltig mitzugestalten Selbstwirksamkeit und Identifikation mit ihrem Viertel.

10. Bürger*innenbusse zur Anbindung der Außenbezirke

In Aachen leben viele Familien mit Kindern in den Außenbezirken. Die Mobilitätsbedürfnisse von Familien sind sehr vielfältig. Heute verbringen viele Eltern, Verwandte und Freunde der Familie Zeit mit Bring- und Holdiensten. Für Familien mit Kindern sind die zeitlichen Kapazitäten im Alltag ohnehin sehr begrenzt und unterstützende Mobilitätsangebote erwünscht.

Mit dem Einsatz von Bürger*innenbussen zur verbesserten Anbindung der Außenbezirke ermöglicht die Stadt Aachen ein temporäres Mobilitätsangebot für Familien mit Kindern, um innerhalb Aachens auch ohne eigenen PKW mobil zu sein. Dieses Angebot soll in ein reguläres Mobilitätsangebot für Familien mit Kindern münden.

 

Das gesamte Gutachten ist hier zu finden.

 

Foto: Stadt Aachen / Heike Lachmann