Erstes Kinderforum in Aachen

Demokratie-Lehrstunde für Klein und Groß

Published On: 05/07/2024

Beim ersten Kinderforum trugen Kinder von fünf Aachener Grundschulen der Lokalpolitik ihre Anliegen vor. Ein gelungenes Format, bei dem alle etwas lernen konnten.

Von Alexander Plitsch

Das Bürgerforum ist ein Ausschuss des Aachener Stadtrates und beschäftigt sich mit Anregungen und Beschwerden der Bürger*innen. Der kurze Draht zur Lokalpolitik sozusagen. Immer wieder traten in der Vergangenheit auch Kinder mit ihren Anliegen an das Gremium heran. Doch weder die üblichen Sitzungszeiten, noch die Art und Weise der Beratungen waren besonders kinderfreundlich.

Und so wagten Verwaltung und Politik am Mittwoch etwas Neues und luden zum ersten Mal zu einem eigenen „Kinderforum“ ein. Aus dem kleinen Demokratie-Experiment wurde eine launige Demokratie-Lehrstunde – für die Kinder, aber auch für die Erwachsenen.

Die Kinder konnten lernen, dass sie ein Mitspracherecht in ihrer Stadt haben und dass es lohnenswert ist, sich für Veränderungen einzusetzen. Zugleich lernten sie, dass auch vermeintlich einfache Anliegen schnell kompliziert werden können, wenn es ins Detail geht.

So beantragten etwa Kinder der Grundschule Kornelimünster Verbesserungen an der historischen Treppe am Napoleonsberg – diese sei gefährlich, etwa durch fehlende Markierungen und ein zu kurzes Geländer. In der anschließenden Antwort des Stadtbetriebs erfuhren die Kinder, dass beim Lösen solcher Probleme auch der Denkmalschutz und die Wurzeln der umstehenden Linden beachtet werden müssen. Aber: In einem gemeinsamen Vor-Ort-Termin mit den Kindern will der Stadtbetrieb noch mal nach Lösungen suchen.

Die Kinder lernten auch, dass in der Politik kein Gong die Sitzung für beendet erklärt. Matthias Dopatka, Vorsitzender des Bürgerforums, kündigte zwar zu Beginn an, man wolle mit einer „Doppelstunde” auskommen – am Ende wurde aber deutlich überzogen (was allerdings weniger an den Kindern und mehr an den Wortbeiträgen der Politiker*innen lag).

Antragstellung per Theaterstück

Und die Erwachsenen? Die konnten vor allem lernen, wie kreativ und emotional politische Anträge sein können. Die Kinder der fünf antragstellenden Grundschulen inszenierten ihre Vorstellungen gekonnt mit selbstgemalten Plakaten, Präsentationen und Requisiten. Besonders anschaulich: Die Kinder der Grundschule Michaelsbergstraße, die im August in die Malmedyer Straße umzieht, unterstrichen ihre Forderung nach sichereren Schulwegen rund um ihr neues Schulgebäude mit einer kleinen Theateraufführung.

Auch schön zu sehen: die Solidarität der Kinder untereinander. Sie beließen es nicht nur bei Fragen an die Politiker*innen, sondern meldeten sich mit zahlreichen konkreten Ideen und Lösungsvorschlägen auch bei den Anträgen der anderen Schulen.

Für jeden der fünf Anträge hatte die Verwaltung eine Präsentation als Antwort vorbereitet. Die anwesende Oberbürgermeisterin und mehrere Mitarbeiterinnen gaben sich sichtbar Mühe, die komplizierten Zusammenhänge, vom Straßenverkehrsgesetz bis zum Landschaftsplan, kindgerecht zu vermitteln.

Alle Anträge wurden vom Bürgerforum bzw. Kinderforum einstimmig begrüßt und an die zuständigen Ausschüsse und Bezirksvertretungen verwiesen. Die Kinder konnten also zufrieden die Rückfahrt zur Schule antreten. Und das Fazit für Politik und Verwaltung lautet: Demokratie-Experiment geglückt.

 

Bild: Alexander Plitsch