Euclid Projekt RWTH

Die Kartografen des Universums

Published On: 27/05/2024

Die europäische Raumfahrtbehörde hat neue Bilder der durchs All fliegenden Sonde Euclid präsentiert. Die Motive sind teilweise Milliarden Lichtjahre entfernt. Physiker der RWTH Aachen sind am Projekt beteiligt.

Es sind beeindruckende Bilder, die in der vergangenen Woche veröffentlicht worden sind – jedes von ihnen ein Puzzlestück auf dem Weg zur bislang präzisesten Karte unseres Universums. Zudem gibt es erste Forschungsergebnisse, die auf dem gesammelten Bildmaterial beruhen.

Sie geben einen Einblick in das beispiellose Potenzial des Teleskops. Das Euclid Konsortium besteht aus über 2.600 Mitgliedern, darunter Forscher aus über 300 Einrichtungen in 15 Ländern Europas sowie in Kanada, Japan und den USA. Mit dabei sind Julien Lesgourgues und Santiago Casas vom Institut für Theoretische Teilchenphysik und Kosmologie der RWTH Aachen.

„Diese erste beeindruckende Veröffentlichung von Euclid-Bildern bestätigt, dass die Mission in den kommenden Jahren in der Lage sein wird, eines ihrer Hauptziele zu erreichen: einen riesigen Katalog von Bildern von etwa einer Milliarde Galaxien erstellen – der größten Galaxienbildkatalog, der jemals kreiert wurde. Mit einem solchen Katalog werden wir in der Lage sein, den detaillierten Entstehungsprozess großer Strukturen unseres Universums – zum Beispiel Galaxienhaufen, kosmische Filamente und riesige Leerräume – während der letzten Milliarden Jahre zu verstehen“, erklärte Julien Lesgourgues.

Die Aachener Forscher haben sich auf die Entwicklung von Simulationscodes spezialisiert, die sie der internationalen Forschungsgemeinschaft zur Verfügung stellen. Mit hochentwickelten statistischen Methoden und sehr viel Rechenleistung werden verschiedene Szenarien simuliert und Annahmen untersucht.

Das Titelbild dieses Beitrags zeigt den 1.300 Lichtjahre von der Erde entfernten Reflexionsnebel Messier 78 im Sternbild Orion. In der Mitte des Bildes sind im Entstehen begriffene Sterne zu sehen, die nach Millionen von Jahren aus den orangefarbenen Wolken am unteren Rand des Bildes hervortreten. Aufgrund der empfindlichen Instrumente von Euclid können die jungen Sterne und Planeten zum ersten Mal in einem solchen Bild ausgemacht werden.

 

Dieses zweite Bild zeigt die über 50.000 Galaxien des Galaxiehaufens Abell 2390 und ist ein wunderschönes Beispiel für den Gravitationslinseneffekt: Dabei wird das Licht weit entfernter Galaxien durch die unsichtbare Masse der Dunklen Materie so gebogen und verzerrt, dass das Ganze wie ein gewaltiges Vergrößerungsglas wirkt. Dieser Effekt hilft den Forschern: Sie berechnen, wie stark das Licht abgelenkt wurde – und ziehen so Rückschlüsse auf die Menge und die Verteilung der Dunklen Materie im Universum.

Das Euclid Projekt soll noch bis mindestens 2029 laufen.

 

Quelle: Euclid Konsortium / RWTH Aachen

Bilder: ESA/Euclid/Euclid Consortium/NASA, image processing by J.-C. Cuillandre (CEA Paris-Saclay), G. Anselmi