Veranstaltungsort Templergraben

Lob und Klage: die Sperrung am Templergraben

Published On: 16/01/2024

Weniger Verkehr, mehr Plätze für die Gemeinschaft: So lautet eine Devise für die Neugestaltung der Aachener Innenstadt. Einer dieser Plätze ist der Templergraben im Bereich vor dem Super C und dem Hauptgebäude der RWTH. Er dient insbesondere Studierenden als neuer Ort für Veranstaltungen.  


Von Lea Welter

Uni.Urban.Mobil, der Verkehrsclub Deutschland (VCD) und der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club Kreisverband Aachen/Düren e. V. (ADFC) forderten 2020 die Sperrung des Templergrabens für den Autoverkehr. Nach einer erfolgreichen Petition und einem Bürgerantrag wurde die Sperrung im „Reallabor“ getestet.

Auf den positiven Abschlussbericht folgte die dauerhafte Sperrung im August 2023. Zwar war es zunächst zu einer Erhöhung der Verkehrsmasse in den angrenzenden Bereichen gekommen – diese konnte jedoch durch die Sperrung am Annuntiatenbach reduziert werden. Auf den Linienverkehr der ASEAG wirkt sich die Sperrung nicht aus und „verkehrsfunktional hat sich die Qualität für den Radverkehr und Fußverkehr deutlich verbessert“, teilt die Stadt Aachen mit.

Die Netzdurchtrennung gilt für den Bereich zwischen Wüllner- und Schinkelstraße, also den Bereich rund um Hauptgebäude, Super C und Kármán-Auditorium. Dadurch ist ein Raum entstanden, „der zum Aufenthalt einlädt und die Durchführung von Veranstaltungen ermöglicht“, sagt Harald Beckers vom Presseamt der Stadt. Die Umsetzung sei insbesondere „der Initiative aus dem universitären Umfeld“ zu verdanken.

Die „deutliche Steigerung der Aufenthaltsqualität des Templergrabens“, betont auch Leif Steinhagen, Referent für Kultur im AStA der RWTH. Die Sperrung sorge dafür, „dass am Templergraben ein Campus-Feeling entsteht, das vorher ein wenig gefehlt hat. Insbesondere wenn die Sanierung des Kármán abgeschlossen ist, hat der Ort ein sehr hohes Potential, der soziale Mittelpunkt der Uni zu werden.“

Neuer Ort für große und kleine Veranstaltungen

Der Templergrabn als Ort für Veranstaltungen

Der Templergraben als Veranstaltungsfläche (Quelle: AStA der RWTH)

 

Studierende tummeln sich nicht nur in Lernpausen an den Bäumen der Wanderallee und vor dem Super C, auch abends und am Wochenende herrscht reges Treiben auf dem Platanenplatz und der gesperrten Straße. Leif Steinhagen zählt auf: „Es gibt jährlich im Sommer das Campus Festival mit bis zu 5.000 Besuchern. Zudem finden das Louder than Karl, organisiert durch den Projektverein akademischer Kultur (PAK), der Automotive Day von bonding und das Stadtglühen auf dem Platanenplatz statt. Dazu kommen noch ganz viele kleine Veranstaltungen, wie einen Kleidertausch, die Nachhaltigkeitstage, Aktionen des International Office der RWTH, Spendenaktionen und viele mehr.“

Während die großen Veranstaltungen auch vor dem Reallabor umsetzbar waren – die Straße wurde dann temporär gesperrt – ist die Etablierung der kleineren Veranstaltungen direkt auf die verbesserte Aufenthaltsqualität seit der Sperrung zurückzuführen. Der wöchentliche Bier- und Glühtemp wäre an der vielbefahrenen Straße nicht möglich gewesen.

Und Aachens nicht-studierende Bürger*innen? Auch sie sind herzlich eingeladen, die Veranstaltungen auf dem Templergraben zu besuchen: Sie sind kostenlos und offen für alle. Mit dem Stadtglühen wird der Templergraben zudem auch von der Stadt als Veranstaltungsort genutzt. Der autofreie Templergraben bietet den Öcher*innen von einem schattigen Sitzplatz im Sommer, über Infoveranstaltungen bis hin zu Musikfesten ein diverses Angebot.

Klage gegen die Stadt Aachen

Schilder zeigen das Durchfahrverbot für den Individualverkehr am Templergraben an (Foto: Lea Welter).

 

Doch es gibt auch kritische Stimmen in der Bevölkerung: Aktuell steht die Stadt sogar als Angeklagte vor Gericht. Mehrere Punkte der neuen Verkehrsplanung für die Innenstadt seien nicht zulässig, so der Vorwurf.

Darunter fällt laut Klage auch die Sperrung des Templergrabens für den Individualverkehr. Die Bedingungen für eine dauerhafte Straßensperrung seien nicht gegeben, da keine Gefahr der Sicherheit und Ordnung des Straßenverkehrs bestehe.

„Aus Sicht der Stadtverwaltung liegen die erforderlichen konzeptionellen Grundlagen vor, die für die rechtliche Einordnung und Begründung notwendig sind“, sagt Harald Beckers. In der Klage gehe es zudem nicht um das Gesamtkonzept der neuen Innenstadtmobilität, zu welchem der Templergraben gehört.

„Die aktuelle Sperrung ist gutachterlich im Zusammenhang mit dem Abriss der Brücke Turmstraße eindeutig empfohlen worden und damit gut begründet“, ergänzt Leif Steinhagen vom AStA der RWTH. „Diese Sachlage rückt in der emotionalen Diskussion häufig in den Hintergrund.“ Mit einer Aufhebung der Sperrung rechnen Stadt und AStA trotz der Anklage derzeit nicht.

Der Templergraben nimmt eine wichtige Rolle in der Aachener Innenstadtentwicklung ein. Als Teil der künftigen Einteilung in fünf Zonen zeigt er seit 2021 beispielhaft, wie der Autoverkehr künftig geleitet werden und wie der Grabenring als „Radverteilerring“ genutzt werden soll. Weitere Orte, etwa der Theaterplatz, sollen künftig ebenfalls für Veranstaltungen genutzt werden. Die Aufenthaltsqualität rund um den Grabenring soll sich auf ähnliche Weise verbessern, wie es das Reallabor bereits am Templergraben bewirkt hat.

Titelbild: Karl Hammer / AStA der RWTH Aachen