Aachen ist Modellregion für QiK – Quereinstieg in Kitas

Quereinstieg in Aachener Kitas: Kosten zu hoch?

Published On: 01/07/2024

In einer Sondersitzung des Kinder- und Jugendausschusses geht es am Donnerstag um das geplante Modellprojekt für Quereinsteiger*innen in Kitas. Aufgrund hoher Kosten droht das Aus der Maßnahme schon vor dem Start.

Von Alexander Plitsch

Die Betreuungssituation in den Aachener Kitas ist – wie in weiten Teilen des Landes – desolat. Wie desolat, haben wir im Herbst in einer gemeinsamen Recherche mit CORRECTIV und anderen lokalen Medienpartnern beschrieben. Teile der Aachener Verwaltung und Politik setzten ihre Hoffnungen zuletzt auf die Option, vermehrt und vereinfacht Quereinsteiger*innen in den Kitas einzusetzen und quasi on-the-job weiterzubilden.

Für diese Idee, „Aachener Modell” genannt, warb man bei der Landesregierung – nicht ohne Erfolg. Im Mai wurde bekanntgegeben, dass das Land und vier Modellregionen ein neues Konzept testen werden: Der „Qualifizierte Quereinstieg in die Kinderbetreuung (QiK)” soll laut Kinder- und Jugendministerin Josefine Paul „neuen Zielgruppen die Chance auf eine zukunftsfeste und interessante Beschäftigungsmöglichkeit in der frühkindlichen Bildung“ geben.

Neben Mönchengladbach, dem Kreis Steinfurt und dem Rheinisch-Bergischen Kreis zählt auch Aachen zu den Modellregionen. Die Freude hier vor Ort war groß, aber währte nicht lang: Es stellte sich heraus, dass im Rahmen des Projektes deutlich höhere Kosten auf die Stadt zukommen.

Ursprünglich ging man davon aus, bis zu 100 Prozent der für das Programm anfallenden zusätzlichen Lohn- und Fortbildungskosten über die Bundesagentur für Arbeit refinanzieren zu können. Doch inzwischen ist klar: Das wird so nur für einen kleinen Teil der Kosten funktionieren – anstatt der ursprünglich kalkulierten Kosten in der Pilotphase von 560.000 Euro rechnet die Stadtverwaltung inzwischen mit bis zu 2,1 Millionen Euro.

Sondersitzung des Kinder- und Jugendausschusses

Da ist in der Kommunikation zwischen Ministerium und Stadt augenscheinlich etwas schief gelaufen. Ist das Modellprojekt damit für Aachen doch wieder vom Tisch? Die Stadtverwaltung suchte zuletzt im Dialog mit dem Ministerium nach Lösungen. Zumindest in der Vorlage für den am Donnerstag, 4. Juli, in einer Sondersitzung tagenden Kinder- und Jugendausschuss gibt es aber kein Anzeichen dafür, dass man eine gefunden hat.

Zwar zeigt die Verwaltung ein Szenario auf, in dem die Kosten „nur“ bei 1,1 Millionen Euro lägen – zugleich betont sie, dass es sich um ein theoretisches Szenario handelt, das so nicht zuverlässig eintreten wird. Das Fazit der Ausschussvorlage liest sich entsprechend deutlich und ernüchtert: „Wenig Unterstützung seitens des Landes für Projektumsetzung”, „möglicher Erfolg fraglich”, „hohe Kosten”. Zudem sei ein Start der Maßnahme auch nicht wie angedacht zum 1. August realisierbar.

Einen Beschlussvorschlag für die Ausschussmitglieder hat die Verwaltung nicht mitgeliefert, dieser soll in der Sondersitzung am Donnerstag formuliert werden.

Im Falle einer Ablehnung ist dieser Hoffnungsschimmer am Betreuungshorizont schon wieder erloschen. Dann braucht es schnell neue Ideen gegen die Notlage der Kitas – auf Landes- und Bundesebene, aber auch vor Ort in Stadt und StädteRegion.

Der Kinder- und Jugendausschuss tagt am Donnerstag ab 18 Uhr im Verwaltungsgebäude Mozartstraße. Die Sitzung ist öffentlich.