Übergriff auf Mahnwache zur Solidarität mit Israel
Bei einer Mahnwache gegen Antisemitismus und zur Solidarität mit Israel ist es zu einem Übergriff gekommen. Die Veranstalter fordern einen besseren Schutz durch die Polizei.
Von Alexander Plitsch
Immer freitags laden das Junge Forum Aachen und die Deutsch-Israelische Gemeinschaft (DIG) Aachen zur Mahnwache gegen jeden Antisemitismus, für die Freilassung aller Geiseln und die Solidarität mit Israel ein.
Am 7. Juni fand die Mahnwache auf dem Münsterplatz statt, als es zu einem Übergriff kam, den das Junge Forum in einer Stellungnahme auf seiner Website schildert: „Mehrere Personen saßen im unmittelbaren Umfeld unserer Mahnwache und fielen negativ auf, da sie während der Mahnwache mehrere Male den Mittelfinger zeigten und aus dem Hintergrund heraus durch Gesten provozierten. (…) Ohne vorangegangene Reaktion unsererseits traten zwei der drei Personen an einen Demoteilnehmer heran und entrissen ihm gewaltsam eine Israel Flagge (…) Nachdem sie einige Meter entfernt waren, schmissen sie die Flagge auf den Boden und traten mehrere Male auf die Fahne.”
Schon in der Vergangenheit sei es zu Vorfällen gekommen, berichtet Elisabeth Paul, Vorsitzende der DIG Aachen, im Gespräch mit yonu. Doch der jüngste Vorfall sei ein neuer Höhepunkt. „Das beunruhigt uns sehr. Unsere Veranstaltungen sind stets friedlich und besinnlich – und dann schlägt einem solcher Hass entgegen.”
Man wolle mit den Mahnwachen auf jeden Fall weitermachen, betont Elisabeth Paul. Sie sorge sich aber, ob die Menschen weiterhin kommen werden oder aus Angst der Veranstaltung fernbleiben. Wichtig sei deshalb auch ein besserer Schutz durch die Polizei. Den fordert auch das Junge Forum in seiner Stellungnahme: „Ebenso sind wir tief besorgt über den seit Wochen ausbleibenden fehlenden polizeilichen Schutz unserer Mahnwachen. Trotz wöchentlicher Bitte um Schutz, schafft die Polizei es nicht uns zu schützen.“
Die Pressestelle der Polizei Aachen teilte auf Anfrage mit, der Schutz der jüdischen Gemeinde, deren Objekte und Veranstaltungen habe für sie höchste Priorität. Die Bewertung der Mahnwache auf dem Münsterplatz habe jedoch, auch unter Einbeziehung des Staatsschutzes, keine Gefahrensituation erkennen lassen.
Bereits während der Mahnwache am 10. Mai habe es einen Vorfall gegeben, bei dem eine vorbeigehende Person den Hitlergruß zeigte. Die Fahndung verlief negativ, es wurde eine Strafanzeige gefertig. Da darauf folgende Mahnwachen wieder ohne besondere Vorkommnisse verlaufen seien, habe man auf Schutz über den üblichen Streifendienst hinaus verzichtet.
Dies erscheint Elisabeth Paul als zu wenig: „Bei einem Vorfall vor wenigen Wochen wäre es beinahe zu einer Schlägerei gekommen. Der hinzugerufene Streifendienst erschien nach einer halben Stunde – da hatten wir die Situation bereits selbst beruhigt.”
Zur Frage des künftigen Schutzes teilte die Polizei mit, diese würden weiterhin nach jeweiliger Lagebewertung durch Polizeikräfte begleitet. Im Fall des jüngsten Übergriffs vom 7. Juni ermittelt der Staatsschutz der Polizei Aachen.
Bild: Polizei bei einer Demo gegen Rechts am Hauptbahnhof (Foto: Alexander Plitsch)