Initiative mit Aachener Wurzeln: Gemeinschaftliche Hausprojekte europaweit nach vorne bringen
Drei Fragen an: Peter Kämmerling, „Commoning Spaces Network“. Ein neues europäisches Projekt – mit Sitz in Aachen – vernetzt gemeinschaftlich getragene, soziale Hausprojekte.
Von Marianka Lesser
Wohnen wird europaweit immer teurer. Mieten und Kaufpreise steigen überproportional. Die Folgen: Familien können ihren Bedarf an geeigneten Wohnungen nicht mehr finanzieren, einkommensschwache Bevölkerungsgruppen leiden unter den steigenden Mietpreisen.
Ein Mittel gegen diesen Trend sind gemeinschaftlich geführte Hausprojekte: Bewohner*innen selbstverwalteter Hausprojekte kaufen ihr Gebäude bzw. Grundstück zusammen und überführen es dauerhaft in gemeinsames Eigentum. Als Hausgemeinschaft sorgen sie dafür, dass ihre Mieten sozial bleiben, sie gut und nachhaltig wohnen und in guter Gemeinschaft leben.
Selbstverwaltete, soziale Hausprojekte und deren Zusammenschlüsse wachsen innerhalb der EU und haben mit dem Commoning Spaces Network ein europäisches Netzwerk zur gegenseitigen Unterstützung gegründet – mit Vereinssitz in Aachen. Für yonu haben wir mit Peter Kämmerling vom Commoning Spaces Network gesprochen.
yonu: Was sind die wichtigsten Ziele des Commoning Spaces Networks?
Kämmerling: Hauptziel des Projektes ist es, ein europäisches Netzwerk für gemeinschaftlich getragene Hausprojekte zu gründen und mit Leben zu füllen. Unsere großen Ziele dahinter: mehr selbstbestimmtes und selbstorganisiertes Wohnen, Arbeiten und Engagement sowie mehr gutes, bezahlbares Wohnen ohne Immobilienspekulation.
yonu: Was wurde in der ersten Versammlung des neuen Netzwerkes im Dezember erreicht und was werden die nächsten Schritte sein?
Kämmerling: Bei unserer ersten Versammlung haben wir es geschafft, mit Teilnehmenden aus über 18 europäischen Ländern einen Verein zu gründen. Wir haben die Bedürfnisse und Wünsche unserer Gründungsmitglieder gesammelt und erste Arbeitsgruppen gebildet.
Aktuell kümmern wir uns um die Anerkennung der Gemeinnützigkeit unseres Vereins.
Ein nächster Schritt: Im Vorfeld der Europawahl im Juni werden wir auf die immer größer werdende europaweite Wohnungskrise aufmerksam machen und Diskussionsabende rund um gemeinschaftliche Hausprojekte und bezahlbares Wohnen mit kandidierenden Politiker*innen organisieren.
Außerdem bereiten wir die Gründung einer europäischen Finanzgenossenschaft vor, um zinsgünstige Kredite an gemeinschaftliche Hausprojekte vergeben zu können.
yonu: Wie können Aachener*innen von den Tätigkeiten des Commoning Spaces Network profitieren? Und wie können Aachener*innen dieses europäische Projekt unterstützen?
Kämmerling: Menschen in Aachen können sich in Gruppen zusammenfinden und eigene Hausprojekte gründen. Dazu können sie sich vom deutschlandweiten Netzwerk für gemeinschaftliche Wohnprojekte Mietshäuser Syndikat Unterstützung holen. Das Mietshäuser Syndikat bietet Informationstermine und kostenlose Beratungen für neu zu gründende Hausprojekte an. In Zusammenarbeit zwischen dem Commoning Spaces Network und dem Mietshäuser Syndikat sollen diese Beratungen noch weiter verbessert werden.
Aachener*innen, die das Commoning Spaces Network unterstützen wollen, werden voraussichtlich ab Mitte des Jahres die Möglichkeit haben, Genossenschaftsanteile unserer künftigen Finanzgenossenschaft zu zeichnen und so gemeinschaftliches und bezahlbares Wohnen zu fördern.