Kernfusion noch nicht über die Grundlagenforschung hinaus

Published On: 26/03/2024

Die internationale Wissenschaft ist sich einig, dass die Kernfusion eine vielversprechende Zukunftstechnologie ist, die das Potential hat, relativ saubere Grundlastenergie als Ergänzung zu den Erneuerbaren Energien aus Sonne und Wind zu liefern.

In Deutschland sind es nur drei Forschungseinrichtungen, die im Bereich Fusion arbeiten. Das Max-Planck-Institut für Plasmaphysik, das Karlsruher Institut für Technologie und das Forschungszentrum Jülich (FZJ).

Die Fusionsforschung macht einen relativ kleinen Teil des Jülicher Forschungsportfolios aus. Der Institutsbereich für Plasmaphysik ist spezialisiert auf die Wechselwirkungen zwischen Plasma und Reaktorwand. Schwerpunkt ist die Energieauskopplung aus den Brennkammern von Fusionsreaktoren.

Dabei treten extrem hohe Wärmebelastungen auf, denen künftige Kraftwerke im Dauerlastbetrieb standhalten müssen, um wirtschaftlich zu sein. Das FZJ erforscht hierfür geeignete Materialien und analysiert deren Wechselwirkung mit dem heißen Plasma.

„Trotz ihres Potentials als künftiger Energielieferant befindet sich die Kernfusion im Stadium der Grundlagenforschung“, erklärte Professor Christian Linsmeier, Direktor am Institut für Energie- und Klimaforschung – Plasmaphysik. So sei die Technologie vielversprechend, könne aber nicht als „bewährt” angesehen werden.

Kein Beitrag zur Lösung der aktuellen Energiekrise

„Bis zu einem sogenannten ‚Demonstrationskraftwerk‘ in Deutschland wird es – ab der Entscheidung zum Bau – vermutlich etwa 20 Jahre dauern; bis zu kommerziellen Fusionskraftwerken, die zum Beispiel 5 bis 10 Prozent Stromgrundlast in Deutschland liefern könnten, wahrscheinlich noch mindestens weitere 10 Jahre“, sagte Professor Linsmeier im Januar 2024.

Der Wissenschaftler urteilt allerdings, dass die Fusionstechnologie keinen Beitrag zur Lösung der aktuellen Energiekrise leisten könne. „Die derzeit in Deutschland stattfindende Energiewende und somit auch der Strukturwandel im Rheinischen Revier muss und kann ohne diese Technologie auskommen.“

In einer kürzlich vorgestellten Studie des FZJ wurde gezeigt, dass die zukünftige Energieversorgung Deutschlands mittels erneuerbarer Energieerzeugung und Speicherung von Wasserstoff sowie Wasserstoffderivaten, auch im Falle von sogenannten Dunkelflauten, im Prinzip möglich ist. (ny)

 

Auch die Bundesregierung investiert und setzt auf die Kernfusion als Lösung der Zukunft:
Interview mit Judith Pirscher, Staatssekretärin im Bundesministerium für Bildung und Forschung

 

Foto: Symbolbild eines Kernfusionsreaktors